[20.10.2016] – „Görlitz bewegt sich“ (wohl nicht mehr).

Die rassistische Bürger_inneninitiative „Görlitz bewegt sich“ (GBS) hat sich laut einem Bericht der Sächsischen Zeitung in den vorzeitige Winterschlaf verabschiedet. Ob sie jemals wieder daraus erwachen wird ist wohl mehr als fraglich.


Aufmerksamen Beobachtern_innen der letzten Aktionen von GBS fiel schon bereits im Frühjahr und Sommer auf, dass es kaum noch Zuspruch für die Gruppe gab. Gleichzeitig bettelte man auf den Demonstrationen um Geld und Spenden. Dieses dürfte wohl in erster Linie an die Görlitzer Firma Nex2SoundandLight gegangen sein. Der Firmenchef Armin K. hatte sich von Beginn an bei GBS engagiert und konnte so an lukrative Technik-Aufträge für sein Unternehmen kommen. Das Geld dürfte er auch dringend gebraucht haben. Denn ein Blick auf seine Facebook-Seite verrät, dass die Firma wohl durchaus in Schwierigkeiten steckt und sich augenscheinlich mehr schlecht als recht über Wasser hält.

Der andere Teil der Spendeneinnahmen dürfte wohl an die Referent_innen gegangen sein. Denn dort setzte man nicht gerade auf lokale Redner_innen, was wohl die Fahrtkosten ziemlich in die Höhe getrieben haben dürfte. So durften dann auch Redner_innen aus der Schweiz und Polen einen gut bezahlten Ausflug nach Görlitz machen.

In ihrer Anfangszeit konnte sie noch bis zu 1000 Personen auf ihre ersten beiden Demonstrationen (der weitaus größte Teil jeweils aus anderen Ecken des Freistaates und Landkreises) mobilisieren. Darunter zahlreiche altbekannte Rassist_innen und Neonazis aus Görlitz und Umgebung. Auch suchte man den Kontakt zu den polnischen Nationalist_innen um Grzegorz Stemler (ONR) und mobilisierte darüber ebenfalls in Zgorzelec. Auf der ersten Demonstration war zudem der Bautzner Neonazifotograph und StreamBZ-Macher Benjamin M. aktiv und versuchte dort Fotos von Gegendemonstrant_innen zu machen.

Doch dann blieben sehr schnell zuerst die auswärtigen Demonstrationsteilnehmer_innen und später auch die Personen aus Görlitz und Umgebung weg, so dass zu den letzten Veranstaltungen von GBS nur noch ein paar dutzend Personen kamen. Zudem sah sich die rassistische Gruppierung auch bei all ihren Aktivitäten Gegenprotesten und direkten Aktionen ausgesetzt, was die Motivation von GBS wohl ebenfalls negativ beeinträchtigt hat.

Zuletzt waren die Organisator_innen von GBS nur noch in anderen Städten Sachsens präsent. Aufgefallen sind sie dabei z.B. bei den rassistischen Protesten zum Tag der deutschen Einheit in Dresden oder bei den Ausschreitungen gegen geflüchtete Jugendliche in Bautzen, wo sich z.B. Oscar S. auch SpiegelTV zeigte.

Ob die Gruppe den Winterschlaf übersteht und in Görlitz nochmal größere Aktionen starten wird, erscheint unter diesen Vorzeichen eher unwahrscheinlich.

Fotos gibt es hier: Indymedia-Artikel

Das schrieb die Sächsische Zeitung:

Dienstag, 18.10.2016
Unsichere Zukunft von „Görlitz bewegt sich“
Zum einjährigen Bestehen gab es keine Aktion in der Stadt. Pläne sind nicht bekannt.

Von Sebastian Beutler

Die asylkritische Initiative „Görlitz bewegt sich“ will auch künftig „die ein oder andere Aktion auf die Beine stellen“. Näheres teilte die Gruppe über ihre Zukunftspläne gegenüber der SZ nicht mit. Vor einem Jahr hatte die Bewegung „Görlitz wehrt sich“ zu einer großen Demonstration auf dem Postplatz aufgerufen und mehr als 1 000 Görlitzer und Zugereiste mobilisiert, später benannte sich die Gruppe in „Görlitz bewegt sich“ um. Die Initiative rief auch Gegenproteste von Links hervor. Der Zuspruch zu den Demos ist seit Anfang des Jahres drastisch eingebrochen, so dass die Gruppe auch zum einjährigen Bestehen keine eigene Aktion in Görlitz organisierte, sondern an den Anti-Merkel-Demonstrationen in Dresden teilnahm. Vermutlich fehlt es auch an finanziellen Mitteln, bei zurückliegenden Demonstrationen wurde immer um Spenden für die Organisation gebeten. Auch eine engere Verbindung mit der AfD hat sich nicht ergeben. In den sozialen Netzwerken teilt die Initiative unter anderem auch Nachrichten von Pegida-Mitgründerin Tatjana Festerling. Linke Gruppen werfen daher der Initiative rassistische und rechtsextreme Einstellungen vor.