Aae, der selbstlose „Helfer“ ohne Hintergedanken

Donnerstag, 14. Juli 2011
(Sächsische Zeitung)

Ein Helfer wird zum Politikum
Von Steffen Gerhardt
Beim Einzug in die neue Waldorfschule half ein führendes NPD-Mitglied. Der Schulverein erfuhr erst gestern davon.

Die Hilfe eines Mitgliedes der NPD beim Schuleinzug in Zodel zeigte sich gestern als ein Politikum. SZ-Leser fragten an, ob die NPD die neue Waldorfschule mit einräumt. Denn auf dem Foto der fleißigen Helfer war Per Lennart Aae abgebildet. In Görlitz ist das Mitglied der rechtsextremistischen Partei kein Unbekannter. Vergangenes Jahr führte er Wahlkampf für ein Bundestagsmandat der NPD. Per Lennart Aae ist seit 1979 Mitglied in der NPD und seit Oktober 2004 Mitarbeiter des Parlamentarischen Beratungsdienstes der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag. Hier ist er zuständig für den Haushalts- und Finanzausschuss.

Dass sein Engagement für die Waldorfschule einen politischen Hintergrund hat, schließt der gebürtige Schwede aus. „Meine Absicht war zu helfen, weil ich gehört hatte, dass noch Leute für den Transport der Schulmöbel gesucht wurden“, sagt der Wahlgörlitzer. Also fuhr er Montag früh mit dem Zug nach Zittau, um die Schulmöbel aus einer Grundschule mit aufzuladen und mit einem Miet-Lkw nach Zodel in die Schule zu bringen.

Für den Trägerverein war diese Hilfe willkommen, aber wer ihnen da half, wurde dem Vorstand erst gestern auf Nachfrage der SZ klar. Zumal die gut gemeinte Unterstützung nun einen braunen Schatten auf die Schule wirft.

Aus diesem Grund ist es dem Schulverein Jacob Böhme wichtig, sich zu positionieren und Gerüchten vorzubeugen. Im Auftrag des Vorstandes schreibt Anja Fiedler: „Per Lennart Aae ist kein Mitglied des Trägervereines Jacob Böhme Schule e.V. und steht mit der Schule in keinem Zusammenhang, sondern erklärte sich lediglich als Helfer bereit.“ Der Trägerverein mit seinen Mitgliedern und dem Vorstand distanziert sich von jeglichen Inhalten, die mit der Person Aae’s sowie seiner politischen Position in Zusammenhang stehen. „Wir entschuldigen uns und bitten alle, die sich hier betroffen fühlen, um Nachsicht“, heißt es vom Verein gegenüber der SZ.

Dem Verein ist es wichtig, klarzustellen, dass er eine politisch unabhängige Schule führt und auch keine politische Einflussnahme zulassen wird.

Dass sein Mittun nun so eine politische Schlagkraft bekommt, damit hat Per Lennart Aae nicht gerechnet – und das war ihm auch zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme nicht bewusst. „Ich habe mich als helfenden Bürger gesehen und es als eine Privatangelegenheit betrachtet. Denn ich wollte der Schule in keiner Weise schaden.“ Dass das anders gesehen wird, dafür hat Aae kein Verständnis und wertet das als ein weiteres Beispiel für die Intoleranz gegenüber seiner Person.