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Am Ort der Geschichte Entschlossen entgegenstellen – gemeinsam blockieren!

Am Ort der Geschichte

Entschlossen entgegenstellen – gemeinsam blockieren!

Wir rufen alle Antifaschistinnen und Antifaschisten dazu auf, am 13. Februar dem Naziaufmarsch in Dresden entschlossen entgegenzutreten und ihn gemeinsam zu blockieren!
In dem bundesweiten Bündnis No pasarán! haben sich verschiedene linke und antifaschistische Gruppen zusammengeschlossen, um dem jährlich stattfindenden Nazigroßaufmarsch endlich ein Ende zu bereiten.

Seit der Jahrtausendwende marschieren Alt- und Neonazis zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg durch die Stadt. In den letzten Jahren hat sich der Aufmarsch zur größten regelmäßigen Neonaziveranstaltung Europas entwickelt. Bei dem Aufmarsch der NPD und der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) finden sich alljährlich die verschiedenen Spektren der extremen Rechten zusammen, internationale Delegationen geben ihm eine über Deutschland hinaus gehende Bedeutung. In der gemeinsam zelebrierten Trauer verschwinden für einen Tag alle szeneinternen Streitigkeiten.
Bei dem Aufmarsch geht es den Neonazis nicht etwa um Repräsentanten des NS-Regimes oder um die Toten von Wehrmacht und Waffen-SS, sondern um ein konstruiertes Kollektiv unschuldiger deutscher Opfer. Der Bezug auf den Nationalsozialismus verläuft dadurch mehr oder weniger indirekt: Der Angriff auf Dresden sei ein Angriff auf das „deutsche Volk“ gewesen und damit gleichzeitig auf das „wahre Deutschland“, welches wiederum gleichbedeutend ist mit dem Nationalsozialismus. Im gedachten nationalsozialistischen Kollektiv von damals bis heute werden die Toten für die Neonazis zu „ihren“ Toten, sie werden zu Stellvertreterinnen und Stellvertretern des nationalsozialistischen Systems. In ihnen sehen Neonazis das Subjekt ihrer Trauer um das zerschlagene „Dritte Reich“.
Gleichzeitig gelingt mit dem Bezug auf die Bombardierung eine Feindkonstruktion nach Außen. Die Alliierten werden dargestellt als verbrecherische Siegermächte, die zum einen den Nationalsozialismus heimtückisch zu Fall gebracht hätten und zum anderen daran anschließend Deutschland das „BRD-Lügensystem“ oktroyiert hätten. Dadurch erhält der Mythos Dresden aus neonazistischer Sicht eine ungebrochene Aktualität.
Genau deshalb reicht es nicht, einfach den Kopf zu schütteln über die „ewig Gestrigen“. Der Bezug auf die Vergangenheit ist aktuell politisch relevant und wichtig für die Identitätsbildung der Nazis. Umso wichtiger, ihnen am 13. Februar einen Strich durch die Rechnung zu machen!

Alte Mythen, neuer Aufguss

Als Mythos hält sich die Geschichte von der Bombardierung Dresdens hartnäckig. Obgleich er im Laufe der Jahre verschiedene Wandlungen durchgemacht hat, war seine jeweilige Deutung stets eine politische. So diente die Bombardierung teilweise auch im bürgerlichen Lager der Relativierung der deutschen Kriegsschuld und dem Aufbau eines deutschen Opferbildes.
Kern des Mythos ist die Legende von der „unschuldigen“, „einzigartigen“ Stadt, die „aus heiterem Himmel“ Opfer einer „einzigartigen“ Katastrophe durch alliierte Bomber wurde. In den letzten Jahren wurde der Mythos des „alten Dresdens“ als einzigartige Kulturstadt jedoch zur Marke Dresden umgebaut. Um das neue „Elbflorenz“ für TouristInnen und StadtvermarkterInnen attraktiver zu gestalten, wurde dem Image ein neues Element hinzugefügt. Neben dem Bild des Mythos vom alten Dresden trat nun der Wiederaufbau der Frauenkirche und damit die Inszenierung der Versöhnung.
Auch wenn sich der Umgang mit der Bombardierung in den letzten Jahren verändert hat: Es ist kein Zufall, dass Neonazis jedes Jahr ausgerechnet in Dresden aufmarschieren. Dresden war nicht die einzige Stadt, die von Luftangriffen betroffen war. Doch hier können Neonazis in besonderer Art und Weise politischen Profit aus dem seit Jahrzehnten gewachsenen internationalen Symbol und den darin gepflegten Mythen ziehen.

Über die Normalisierung nach Innen …

Nach der sogenannten Wiedervereinigung verstärkte sich die Suche nach vermeintlicher Normalität, zu der auch die Wiederentdeckung als Opfer der Geschichte gehörte. Bücher wie „Der Brand“ oder „Im Krebsgang“ prägten einen gesellschaftlichen Diskurs, der in Guido Knopps Fernsehdokumentationen über das „Leid der Deutschen“ seine breitenwirksame Inszenierung fand.
Heute geht es in geschichtspolitischen Debatten vornehmlich um eine zeitgemäßere Interpretation der deutschen Vergangenheit. Dabei wird die deutsche Schuld sehr wohl eingeräumt, gleichzeitig jedoch auf eine gesamteuropäische Verantwortung verwiesen. In einem europäischen Jahrhundert von Krieg, Gewaltherrschaft und Vertreibung gehe es darum, die Vergangenheit gemeinsam zu bewältigen. Initiativen wie das „Zentrum gegen Vertreibungen“ versuchen uns weiszumachen, dass in Leid und Schmerz schließlich alle gleich seien. Die Erkenntnis, dass alles irgendwie ganz schlimm war, vernachlässigt die politisch-historischen Zusammenhänge und dient einem geschichtspolitischen Normalisierungsprozess, in dem die besondere historische Rolle Deutschlands verwischt wird. Das Besondere des Nationalsozialismus und der Shoa verschwindet in einem sogenannten Europa der Diktaturen.

… über den Extremismus …

Was geschichtspolitisch in der Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Sozialismus verhandelt wird, findet seine Parallele in der aktuellen Extremismuskonzeption. So sollen die seit 2001 vom Bund geförderten Programme gegen Rechtsextremismus laut schwarz-gelbem Koalitionsvertrag in „Extremismusbekämpfungsprogramme“ umgewandelt werden. Bekämpft werden soll demnach sowohl rechter als auch linker „Extremismus“. Aussteigerprogramme bezüglich Rechtsextremismus sollen zu „Aussteigerprogrammen Extremismus“ werden, der Fonds für Opfer rechtsextremer Gewalt zu einem Fond für Opfer des Extremismus. Es ist eine absolute Frechheit und entbehrt jeglicher Grundlage, Linke, die tagtäglich gegen Rassismus und Neonazismus kämpfen, mit Neonazis auf eine Stufe zu stellen!
Auch in Bezug auf den Naziaufmarsch im Februar fällt der offiziellen Seite nichts Besseres ein, als die Totalitarismuskeule zu schwingen: In einem Entwurf für das neue sächsische Versammlungsgesetz geht es CDU und FDP darum, „Extremisten in Sachsen deutliche Grenzen zu setzen“. Geht es nach ihnen, sollen solche Versammlungen verboten werden können, die sich auf die „nationalsozialistische oder kommunistische Gewaltherrschaft“ beziehen.
Wir lassen uns von solchen Drohungen nicht einschüchtern. Wir werden uns weiterhin Neonazis in den Weg stellen, sei es in Dresden oder anderswo. Wir werden auch weiterhin linke Gesellschaftskritik üben. Und wir werden weiterhin sagen, dass hier gewaltig etwas schief läuft!

… hin zur Normalisierung nach Außen?

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus – diese Konsequenz von AntifaschistInnen aus der deutschen Vergangenheit erhält mit Blick auf die bundesdeutsche Realität einen besonders bitteren Beigeschmack. Seit über zehn Jahren kämpfen deutsche Soldaten nun schon wieder im Ausland für deutsche Interessen. Nach anfänglichen Verschleierungsversuchen mit dem Reden von „humanitären Einsätzen“, hat man sich in Jargon und Habitus angepasst: Es gibt sie wieder, die „gefallenen Soldaten“, Tapferkeitsmedaillen werden verliehen und Ehrenmäler errichtet. Deutschland führt wieder Krieg. PolitikerInnen von den Grünen bis zur CDU sagen ja zum Krieg in Afghanistan. Von der „Verteidigung deutscher Werte“ bis hin zum „…gerade wegen Auschwitz“ zeigen sich die Begründungen hierfür besonders facettenreich.
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus – daran hat sich für uns bis heute nichts geändert. Es ist blanker Hohn, dass der „Kampf für das Menschenrecht“ ausgerechnet mit der deutschen Vergangenheit gerechtfertigt wird. Die Lehre aus dem Nationalsozialismus kann und darf nur sein: Wir müssen alles dafür tun, dass Deutschland nie wieder Krieg führt!

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“

Auch 65 Jahre nach Kriegsende hat der Schwur der Überlebenden von Buchenwald für uns nichts an Richtigkeit verloren. Genau deshalb müssen wir den Nazis auch am 13. Februar in Dresden in aller Entschlossenheit entgegentreten. Unser Gedenken richtet sich jedoch nicht auf den 13. Februar. Die Bombardierung deutscher Städte durch die Alliierten war Folge von nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und deutschem Vernichtungskrieg. Deswegen gedenken wir zum Beispiel am 27. Januar, dem Tag der Befreiung von Auschwitz, der Opfer des Nationalsozialismus. Darüber hinaus jährt sich am 8. Mai 2010 die Befreiung vom Nationalsozialismus zum 65. Mal. Diese Daten sind mehr als bloße historische Ereignisse. Hier besteht eine der letzten Möglichkeiten, mit Überlebenden des Nationalsozialismus, mit aktiven GegnerInnen und WiderstandskämpferInnen zusammenzukommen. Der Kampf gegen den Faschismus ist nicht abgewickelt, der Nationalsozialismus nicht zu Ende aufgearbeitet, als dass die Lehre aus der Vergangenheit nun einem neuen deutschen Selbstbewusstsein dienen könne. Die Verantwortung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus mahnt uns zum Widerstand gegen Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und Militarismus.
Wir wissen, dass wir rechte Propaganda nur stoppen können, wenn wir eine die gesamte Gesellschaft durchdringende, offene Auseinandersetzung über die zu Grunde liegenden Werte und Ideologien führen. Wir wissen aber auch, dass wir uns erfolgreich den Nazis entgegenstellen können, wenn wir dies gemeinsam tun.

Gemeinsam blockieren!

In den vergangenen Jahren hat es immer Proteste gegen den Naziaufmarsch in Dresden gegeben. Trotzdem konnte es bislang nicht gelingen, dem Naziaufmarsch wirksam etwas entgegen zu setzen. Im letzten Jahr beteiligten sich 4000 AntifaschistInnen an einer Demonstration unter dem Motto „No pasarán!“. Doch auch hier zeigte sich, dass Polizei und Ordnungsbehörde alles daran setzen, linken antifaschistischen Protest zu verhindern und abzudrängen.
Dem setzen wir 2010 unseren vielfältigen Widerstand entgegen. Es ist gerade eine solche Vielfalt an Aktionsformen – nicht gegen-, sondern miteinander –, die gegen den Aufmarsch etwas ausrichten kann. Dafür brauchen wir ein starkes breites Bündnis all derer, die mit uns zusammen den Naziaufmarsch in Dresden blockieren!

Dem Naziaufmarsch am 13. Februar

entschlossen entgegentreten – gemeinsam blockieren!

No pasarán – sie kommen nicht durch!

Happy new year bei der NPD!

Wie wir aus sicheren Quellen erfahren haben kam es bei der Jahresendfeier der NPD – Kreis Görlitz zu einem Eklat. Der Führer A. Storr benutzte aus Versehen eine undeutsche Sprache. Darauf hin eskalierte die Situation bei den Anti-Globalisierungs-Extremisten-Extrem-Nationaldemokraten wie dieses Beweisfoto eindrucksvoll belegt:

NPD - Jahresendfeier

Kurzmeldung: Thor Steinar – Homepage mit tausenden Datensätzen gehackt!

Nach einem Angriff von Daten – Antifas auf die Online – Versandstrukturen des Neonazi – Klamotten – Labels von Thor Steinar sind tausende Datensätze von Neonazis veröffentlicht worden (siehe: http://de.indymedia.org/2009/12/270089.shtml). Außerdem wurden dabei auch die Umsätze des Klamotten – Labels transparent gemacht (2008: 1265397,58 Euro). Spannend ist in diesem Zusammenhang auch eine Statistik, wo das Label in der Bundesrepublik die meisten Käufer_innen hat. Dabei sind die neuen Bundesländer weit an der Spitze. Ostsachsen macht in diesem Zusammenhang keine Ausnahme. So finden sich auch dutzende Adressen aus Görlitz mit in der Liste.
Mit dabei sind u.a. auch der Brandis – Schläger Erik Kußin und der verletze Energie – Görlitz Fußballer Thomas Seliger, der seine trendigen Nazi – Klamotten gerne über das Hotel seiner Eltern bezieht. Manche Görlitzer Neonazis haben aber wohl lieber ihre Freundinnen bestellen lassen, wie z.B. der Görlitzer Neonazi – Aktivist David Herbrig, dessen Freundin Sylvia Neu in der Besteller_innen – Liste auftaucht.

(Update)Freie Kräfte Görlitz: Fröhliche Weihnachtszeit?

Die Adventszeit 2009 durften zwei Mitglieder der Freien Kräfte Görlitz teilweise hinter Gittern verbringen. Erik Kußin und David Herbrig werden sich in Zukunft wohl eher ungern an die vorweihnachtliche Stimmung 2009 erinnern.

Der Eine…

Beide sind in Görlitz schon lange als notorische nationalistische Schläger bekannt. Erik Kußin ist nun im Zusammenhang mit dem Neonazi – Hooligan – Überfall auf Fans des Roten Stern Leipzig in Brandis (siehe: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,663466,00.html) wiederholt ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Bereits im Jahr 2008 schlug Kußin einem Polizisten zwei Zähne aus (siehe: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2283841). Doch im Gerichtsverfahren wollte er sich an nichts erinnern können. Dass er im Zusammenhang mit dem Überfall auf die Roter-Stern-Leipzig-Fans (siehe: http://www.youtube.com/watch?v=X_AHgDK8lWo&feature=related) damit wieder durch kommt, darf allerdings bezweifelt werden. Außerdem war er mit ziemlicher Sicherheit nicht als einziger Görlitzer Neonazi – Aktivist in Brandis unterwegs. Auch Freunde von Eric Kußin sind immer wieder in Brandis anzutreffen.

Doch nicht nur im rechten Hooligan – Milieu ist Erik Kußin engagiert. Auch auf Veranstaltungen neonazistischer Gruppen und Parteiorganisationen kann man ihn antreffen. Zuletzt war er am 07.11.09 auf einer schlecht besuchten Demonstration (ca. 250 Teilnehmer_innen) der JN (Jugendorganisation der NPD) in Halle mit anderen Görlitzer Neonazis unterwegs. Das Motto der Demonstration war: „20 Jahre Mauerfall – Wir sind das Volk!“ (siehe: http://www.recherche-ost.com/content/view/94/1/). Doch zur Zeit des Mauerfalls machte Erik Kußin noch in die Windeln…

…und der Andere?

David Herbrig sitzt nicht wegen des Überfalles in Brandis in Haft, sondern vermutlich weil er an antisemitischen Schmierereien an der Görlitzer Synagoge im November 2008 beteiligt war (siehe: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1998926). Dies ist allerdings wohl kaum das einzige Vergehen, was zu seiner U-Haft beigetragen hat. Er ist schon seit Jahren ständig an rechten Übergriffen und Aktionen beteiligt, wobei er aber auch Gewalttaten verübte, die keine rechte Tatmotivation hatten.
Über seine rassistische und antisemitische Einstellungen macht er aber trotzdem keinen Hehl. So schrieb er in einer Internet – Commuity, dass die Verfolgung „minderwertiger Rassen“ sein größtes Interesse wäre. Wen er damit meinte schrieb er auch: „Türken und Juden“. Und spätestens als er im November 2008 gemeinsam mit seiner Freundin Syliva Neu seinen Sohn Aryan – Elias (Arier – Elias) nannte, konnte man durchaus davon ausgehen, dass hier ein absoluter Überzeugungstäter am Werk ist. Dies scheint in der Familie zu liegen. Auch sein Bruder Toni ist im Görlitzer Neonazi – Milieu kein Unbekannter, genauso wenig wie bei der Staatsanwaltschaft.

Die Taten, die den beiden Görlitzer Neonazis angelastet werden, stehen in ihren Dimensionen beispielhaft für die Aktivitäten der Görlitzer Freien Kräfte. Insgesamt lässt sich in diesem Spektrum der Görlitzer Neonazi – Szene in den letzten Jahren ein zunehmender Hang zu brutalen Gewalttaten gegen Menschen feststellen. Diese finden eben nicht immer unbedingt in einem eindeutig politischen Rahmen statt. Teilweise geht es den nationalen Aktivist_innen auch nur darum, ihre Lust an der Gewalt auszuleben.

David Herbrig und Eric Ku�in beim gemeinsamen Hitler-Grü�en
David Herbrig (vorne) und Eric Kußin (hinten) beim gemeinsamen Hitler-Grüßen

Hier noch ein Bild von Erik Kußin in Brandis. Sagt wohl alles!
erikku�in

Brutale Übergriffe dänischer und deutscher Polizisten auf Klimaaktivisten in Kopenhagen!

Nachdem sich das Vorgehen der dänischen Polizei in den letzten Tagen durch menschenunwürdigsten Verhalten, Schikane und Gewaltexzesse auszeichnete, kam es in der Nacht vom 14.-15. Dezember zu einem neuen unvorhersehbaren Höhepunkt. Die seit 1971 existierende Freistadt Christiania wurde von hunderten Polizisten geräumt und anschließend besetzt. Ab ca. 22:30 Uhr begann die Polizei Christiania zu umstellen, als Reaktion auf die Verbarrikadierung der Eingangstore. In der nächsten Stunde versammelten sich rund um Christiania Wasserwerfer, Räumfahrzeuge, ca. 15 deutsche Einsatzfahrzeuge, Hubschrauber, drei Hundestaffeln und Hunderte Polizisten. In dieser Zeit war es kaum noch möglich aus der Freistadt heraus zu kommen. Der Weg nach Innen war von der Polizei versperrt. Personen mit Presseausweis wurde der Zutritt teilweise gewährt, Demosanis kamen nicht hinein. Es wurde den Menschen vor der Räumung kaum Zeit gelassen das Gelände zu verlassen. Ab ca. 23:40 begannen die Hippos (Dänisches Schimpfwort für Polizisten) in das Gelände gewaltsam einzudringen. Nach Zeugenaussagen der sich in der Freistadt verbliebenen Menschen setzte die Polizei massiv Tränengas ein. Der weitere Verlauf ist nicht dokumentierbar, da es diverse unterschiedliche Aussagen gibt. Große Teile Christianias wurden von der Polizei durchkämmt. Zeitgleich fuhren Polizeibusse in der Nähe Christianias auf, viele der wenigen verbliebenen Menschen wurden nach der faktischen Räumung mit diesen Bussen abtransportiert ( gezählt wurden 9 Busse ). Nach täglichen Provokationen seitens der Polizisten kam es heute Nacht zu unfassbaren Ereignissen. Christiania war in den vergangen Tagen im Zuge der Proteste gegen den Klimagipfel Anlaufpunkt für verschiedenste Menschen. Es gab eine Vokü, Räumlichkeiten für Vorträge und Diskussionen, eine Sanistation, aber auch einen Rückzugsort für traumatisierte Protestler_innen, welche durch die anhaltende Polizeirepression besondern Schutz benötigen. Dieser Angriff ist eine weitere nicht hinnehmbare Schikane zur Brechung des Protestes gegen den Klimagipfel, gegen linke und linksradikale Strukturen in Kopenhagen und den Widerstand gegen das herrschende System. „Christiania sieht aus wie ein Schlachtfeld – alles voller Scherben, glühenden Barrikadenresten, Löschschaum und gepanzerter Polizisten…“ erzählte ein Pressevertreter, der gerade durch die Polizeisperren zurückkehrte „ … wenn man bedenkt, dass hier vor ein paar Stunden noch gefeiert wurde ist das fast Unheimlich.“
Solidarität ist eine Waffe, wir rufen zu vielfältigen Solidaritätsaktionen, nicht nur in Kopenhagen, Dänemark, sondern weltweit auf.
Mehr Infos: Hier
Und Hier
Video vom 16.12.09

Rückblick: Der 09. November in Görlitz

Ob als Datum der Novemberrevolution, des Hitlerputsches, der Pogromnacht oder als Fall der Berliner Mauer, der 09. November spielt in der jüngeren Deutschen Geschichte eine herausragende Rolle. Logisch, dass er auch in der Gegenwart eine entsprechende Rolle in der deutschen Erinnerungspolitik spielt. Und logischer Weise kann es da auch schon mal passieren, dass man da ein wenig durcheinander kommt – bei so vielen Ereignissen. Das geschieht in Görlitz schon seit einigen Jahren immer wieder.

In der Görlitzer Frauenkirche kann man bei der Gedenkveranstaltung Jahr für Jahr Redebeiträge vernehmen, in denen die Pogromnacht und der Fall der Mauer einfach mal zusammengewürfelt werden, als könnte man beide Ereignisse vergleichen oder aufeinander beziehen. Doch die Pogromnacht steht als Ereignis für sich alleine. Der Vorsitzende des Schlesischen Museums Dr. Bauer sagte dazu am 09. November 2009:

Es gibt hier keine kausale Reihe, keine logische Abfolge und schon gar nicht lässt sich sagen, dass durch den Glückstag im November 1989 ein mit Verhängnissen beladener Geschichtsverlauf doch noch ein gutes Ende gefunden hätte. Die Pogromnacht 1938 lässt sich nicht in eine geordnet verlaufende Nationalgeschichte integrieren. Sie ist ein monströses Ereignis, bricht jeden Rahmen und steht quer zu jeder historischen Ordnung.

Das ist ein Geschichtsbild, was es leider zu selten gibt. Viel einfacher ist es auch das Gedenken an die entsetzliche Pogromnacht mit einem fröhlichen „die Mauer ist weg“ zu färben. Und die Relativierung des Nationalsozialismus hat in Deutschland eine widerliche und lange Tradition, die mit dem Ende des Selbigen begann.

Die heutigen Nazis würden den 09. November 1938 wohl am liebsten als Feiertag sehen. Ihre historischen Vorbilder hatten sich in ihrem antisemitischen Wahn richtig ausgelebt. Das finden Nazis auch in der Gegenwart noch toll, wie man nicht zuletzt am Beispiel der rassistischen Hoyerswerdaer Pogrome von 1991 feststellen konnte. Auch diese waren für die Nazis ein spontaner „Volksaufstand“. Verfälschender und menschenverachtender kann die Darstellung von Deutscher Geschichte nicht mehr sein.

Doch was passierte am 09. November 1938 in Görlitz eigentlich wirklich? Eine hundertprozentige historische Sicherheit gibt es da wohl nicht. Fest steht nur, dass es auch in Görlitz massive Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung gab und auch versucht wurde, die Synagoge als sichtbares Zeichen einer lebendigen Jüdischen Gemeinde zu zerstören. Doch es gelang nicht. Ob die nationalsozialistischen Brandstifter unfähig waren oder die Feuerwehr löschte, wird sich wohl nicht mehr abschließend klären lassen. Die Zeitzeugenberichte sind hierbei nicht eindeutig.

Und zum Gedenken heute? Immerhin schafften es ca. 200 Leute zum Pogromnachts – Gedenken an die Synagoge zu kommen. Die Nazis und ihre zahlreichen Anhänger in der deutschen Bevölkerung konnten die Mitglieder der Görlitzer Jüdischen Gemeinde auslöschen oder vertreiben, doch offensichtlich nicht die Erinnerung daran. Das macht noch Hoffnung. Und nicht der 09. November 1989. Der dient schon viel zu häufig als neuer ideologischer Anlauf für neue Pogromnächte.

Freie Kräfte Görlitz gedenken dem Bruchpiloten Rudolf Heß

Am 17. August sollte es sein, das große bundesweite Gedenken an den Suicide-Nazi Rudolf Heß. Es fand zumindest in Görlitz nicht wirklich so statt, wie die Nazis sich das vermutlich vorgestellt hatten. Doch der Reihe nach. Das einzig wirklich wichtige, was man über den Tod von Rudolf Heß wissen muß: Er brauchte mindestens drei Anläufe um seinen Selbstmord tatsächlich zu „vollenden“. Letztendlich war er am 17. August 1987 dann erfolgreich. Und weil den Nazis das nicht gefällt, dachten sie sich (wie so häufig) eine Verschwörungstheorie aus. Wen die ganze Geschichte um den Stellvertreter Adolf Hitlers und auch die Naziverschwörungstheorien interessiert, der kann sich mal bei wikipedia belesen.

Für uns als Antifaschist_innen ist die zentrale Frage in diesem Zusammenhang: Warum sollte man Rudolf Heß gedenken? Er hat die Ermordung von Millionen Menschen befürwortet und forciert und ist mit Sicherheit niemand, dem man eine Träne nachweinen muß. Das Gedenken an ihn dient keinem anderen Zweck, als die Zeit des Nationalsozialismus zu verherrlichen. Doch an der industriellen Ermordung von Millionen Menschen und der Verantwortung für den Ausbruch des zweiten Weltkrieges gibt es nichts mehr zu beschönigen oder zu relativieren. Insofern stand für Görlitzer Antifaschist_innen außer Frage, dass dem Gedenken an Rudolf Heß etwas entgegen gesetzt werden mußte. Doch dies war nur punktuell nötig.

Die von den Nazis aufgestellte Gedenkpappe in der Görlitzer Frauenkirche wurde von engagierten Passanten entfernt und auch sonst waren wohl viele BürgerInnen in der Stadt keine Freunde von Rudolf Heß. Die Nazipropaganda war überall recht schnell wieder verschwunden. Ähnlich war es auch mit ein paar in die Theaterpassage geworfenen Papierschnipseln, auf denen die Nazis ihre Verschwörungstheorie verbreiteten. Die Ladenbesitzer hatten wohl wenig Verständnis für den braunen Papiermüll vor ihren Schaufenstern.

Blieb noch der angekündigte „Hessmob“ übrig. Er sollte um 19.30 Uhr auf dem Untermark vor dem Rathaus beginnen und um 19.35 Uhr wieder vorbei sein. In diesen fünf Minuten wollten die Nazis dann die letzten Sätze, die Rudolf Heß beim Nürnberger Prozess sagte, nachsprechen.

Am Ort des Geschehens fanden sich dann auch schon um 19.15 Uhr ca. 80 Personen ein. Darunter ca. 15 Polizist_innen. Nazis waren zu diesem Zeitpunkt noch keine zu sehen. Viele sollten es auch nicht werden. Vier junge braune Kameraden wollten zwar auf den Untermarkt, ergriffen jedoch schlagartig die Flucht und rannten davon, als sie feststellen mußten, dass das Empfangskomitee vor dem Rathaus ihnen nicht wohlgesonnen war. Die Naziclique um Thomas W. und Sebastian U., (sie nennen sich gerne „Freie Kräfte Görlitz“) erschien gar nicht erst. Nach ein paar gerufenen Antifa – Parolen beschlossen alle anwesenden Personen, gleich zu einem Feierabendgetränk in die Kneipen am Untermarkt oder noch ein Eis essen zu gehen. Ein schöner Abschluß für die Mobilisierung gegen den „Hessmob“.

Woran es lag, dass der angekündigte „Hessmob“ nicht statt fand weiß wohl niemand, außer den Nazis selber. Vermutlich haben sie an Gewalttaten und Sachbeschädigungen einfach mehr Freude. Damit haben sie auch weit mehr Erfahrung, als mit Flashmobs.

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DEM BRAUNEN MOB ENTGEGEN!

Am 17.August 2009 jährt sich wiedereinmal der Todestag des Hitlerstellvertreters Rudolf Heß.
Heß wurde nach dem 2.Weltkrieg während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse als Hauptkriegsverbrecher schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt. 1987 brachte sich Heß selbst ums Leben.
Der Tod im Gefängnis und die Tatsache, dass Heß nie seine Meinung zum Nationalsozialismus änderte, machte ihn zum Märtyrer für die deutsche und internationale Neonaziszene. Außerdem wird der aussichtslose Versuch von Heß durch einen Flug nach England 1941 einen Teilfrieden mit Großbritannien zu verhandeln (und damit einen aussichtslosen Zweifrontenkrieges zu beenden dessen Folge die Niederlage des NS-Regimes war), genutzt um ihn zu einem Friedensaktivisten zu verklären. Dies dient den Nazis dazu einen positiven Bezug auf den Nationalsozialismus und seine Hauptfiguren zu erzeugen, der als solcher revanchistisch ist und die Verbrechen des NS-Regimes verhüllen oder verharmlosen soll. Dies geht bis zur Rechtfertigung oder Leugnung des Holocausts.
Neonazis veranstalteten in den Neunzigern und um die Jahrtausendwende in Wunsiedel, wo Heß begraben wurde, Gedenkmärsche mit bis zu 5000 Teilnehmern, welche mittlerweile verboten sind. Als Folge dessen gibt es in den letzten Jahren Aktivitäten der Nazis in anderen Städten, die aus unangemeldeten Demonstrationen, Plakatieren und anderen Propagandaaktionen bestehen. Dieses Jahr mobilisieren Neonazis bundesweit zu einem Flashmob.
Auch in Görlitz und Umgebung(Liste siehe unten) werden Nazis an dieser Aktion teilnehmen.
Wie auf der rechten Organisationsseite zu lesen ist, soll sich der braune Mob pünktlich um 19.30 Uhr bis 19.35 Uhr auf dem Untermarkt vor dem Rathaus treffen, wobei zu vermuten ist, dass die Nazis bei Polizeipräsenz oder ähnlichem auf andere öffentliche Plätze zurückgreifen bzw. es sich um bewusste Falschangaben handelt.
Wir rufen dazu auf sich dem braunen Mob entschlossen entgegenzustellen und jegliche Aktivitäten der Nazis zu verhindern.

Görlitz – Untermarkt
Hoyerswerda – Lausitzcenter
Niesky – Zinsendorfer Platz
Ostritz – Marktplatz
Zittau – Kaufland Ost

Zeit: immer 19.30 Uhr

– laufende Infos zu Görlitz unter: http://afagoerlitz.blogsport.de
– Infos zu Heß und Wunsiedel: http://www.antifa-freiburg.de/wunsiedel

Peinliche NPD-“Demo“ in Görlitz

13.06.09 – Görlitz: Nazi-Demo mit „Rekordbeteiligung“
Update: Neue Fotos vom Tag!

Am 13.06.09 wollte die NPD in Görlitz eine Demonstration zur Erinnerung an den Arbeiteraufstand vom 17.06.1953 in der damaligen DDR durchführen. An der Mobilisierung mit beteiligt waren auch selbsternannte „Freien Kräfte“ aus Görlitz.
Dagegen formierte sich Protest. Sowohl regionale Antifas, als auch Parteien und Gewerkschaften riefen zu Aktionen gegen die NPD auf.
13.06.09 – Görlitz: Nazi-Demo mit „Rekordbeteiligung“

Am 13.06.09 wollte die NPD in Görlitz eine Demonstration zur Erinnerung an den Arbeiteraufstand vom 17.06.1953 in der damaligen DDR durchführen. An der Mobilisierung mit beteiligt waren auch selbsternannte „Freien Kräfte“ aus Görlitz.
Dagegen formierte sich Protest. Sowohl regionale Antifas, als auch Parteien und Gewerkschaften riefen zu Aktionen gegen die NPD auf.

Zur Nazi-„Demo“…
Um 12 Uhr sollten sich die nationalistischen Massen sich am Bahnhof in Görlitz sammeln, um dann auf einer mehrere Kilometer langen Route durch Görlitz zu marschieren. Dem war dann auch so. Um den weißen VW-Lautsprecher-Bus der NPD-Görlitz sammelten sich ab Mittag 31 Nazis. Mehr wurden es dann auch nicht. Einige verließen die Demo dann noch bevor sie begann, um ganz unauffällig als „Anti-Antifa“ durch die Innenstadt zu schlendern. Nachdem sich die Nazis dann nach eineinhalb Stunden des Wartens davon überzeugt hatten, dass sie vollzählig waren, sollte es dann los gehen. Doch die Polizei war mittlerweile mit dem Zählen der nationalen Massen fertig geworden und hatte festgestellt, dass weniger als 30 Nazis eigentlich auch den Gehweg benützen können und so nicht den Verkehr behindern. Der Lautsprecherwagen der Nazis störte aber auf dem Gehweg natürlich, also wurde er von der Polizei von der Demo ausgeschlossen. Er war nur noch für die Kundgebungen zugelassen. Also ging es dann ohne Lautsprecherwagen los. Den Verlust der Verstärkertechnik versuchten die Nazis dann mit dem Schreien entsprechender Parolen („Die Straße frei der deutschen Jugend“ etc.) wieder auszugleichen. Das ganze ging dann aber nur wenige Minuten, dann war „gemeinsames Schweigen bei zügigem Stadtspaziergang mit Transparent“ angesagt.
An der Spitze der Demonstration waren es die üblichen braunen Aktivisten wie S. Latzel und A. Storr, die das Tempo vorgaben. Der NPD-Funktionär T. Hiekisch hielt das ganze Desaster währenddessen auf Film fest. Seiner Frau war dies wohl ein wenig peinlich, denn sie zog es vor ganz am Ende versteckt hinter der Polizeibegleitung zu laufen. Der „schwarze Block“ wurde diesmal von S. Umlauft und T. Wohlstein gestellt, die sich auch sichtlich Mühe gaben ihre Gesichter zu verstecken und besonders gefährlich auszusehen.
Nach wenigen Stunden war der ganze Spuk dann vorbei. Die Nazis hatten sich wieder in ihre Bunker zurückgezogen oder fuhren nach Geheege bei Rothenburg, um ihre dortige Disko gegen die erwarteten „Antifa-Überfälle“ zu verteidigen. Auf ihrer Internetseite versuchte die NPD das ganze Desaster dann im Nachhinein noch schön zu reden, stellten die gestammelten Reden auf ihre Homepage und träumen von sich selbst als braune Avantgarde.
Und wo waren die anderen? Für die Görlitzer Boot-Boys und ihr Gefolge war Fußball wichtiger. Sie standen gegen den SV Ludwigsdorf auf dem Platz. Vereinzelte unsportlichere Nazis versuchten die Gegendemo zu stören und wurden dabei von der Polizei mitgenommen (s.u).

Die Gegenaktivitäten…
Um 11 Uhr sammelten sich am Wilhelmsplatz die Teilnehmer_innen der Gegendemo. Zu dieser hatten die Grünen, die Linkspartei und Gewerkschaften aufgerufen. Gekommen waren ca. 250 bis 300 Personen. Grob geschätzt ca. zehn mal so viele, wie zur Nazidemo. Insgesamt kann man diese große Beteiligung durchaus als eine positive Überraschung werten. Obwohl nur ca. eine Woche zur Mobilisierung zur Verfügung stand, fand das Anliegen der Demo durchaus eine positive Resonanz in der Görlitzer Bevölkerung. Der anti-polnische Wahlkampf der NPD hatte offensichtlich viele Menschen sehr verärgert. So waren dann auch sehr viele, v.a. junge Menschen (Schüler_innen und Student_innen) zu sehen, die private oder berufliche Kontakte zu Menschen aus Polen pflegen und hier vermutlich ein klares Zeichen der grenzüberschreitenden Solidarität aussenden wollten. Dieses Thema fand sich dann teilweise auch in den Reden auf der Abschlusskundgebung wieder. Dort sprachen u.a. der Görlitzer Kulturbürgermeister Wieler und Prof. Schulze von der Hochschule Görlitz, welcher auch für die Grünen im Kreistag sitzt. Erfreulich auch, dass die Demonstration von einer ziemlichen Vielfalt geprägt war. Deutschlandfahnen und Deutschtümelei, wie auf den Demonstrationen gegen die Nazi-Disko in Geheege / Rothenburg, suchte man zum Glück vergeblich. Statt dessen prägten kreative Transparente, Schilder und Musik die Demonstration.
Die NPD versuchte im Nachhinein der Gegendemo noch Gewalttätigkeiten zu unterstellen und meint dies mit Festnahmen belegen zu können. Dabei verschweigt sie aber, daß die Festgenommenen NPD-Anhänger der sogenannten „Freien Kräfte“ waren, die versuchten die Gegendemo zu stören. Aber die NPD und ihre Anhänger sind ja dafür bekannt sich gerne Geschichte(n) auszudenken.
Ca. 60 Personen versuchten nach Ende der Gegendemo direkt an der Route der Nazidemonstration weiter gegen den braunen Umzug zu demonstrieren. Die sehr zahlreich vertretene Polizei unterband jedoch jeden weiteren Protest. Dabei wurden willkürlich Platzverweise verteilt und mehrere Dutzend Personen in der Nähe des Bahnhofs eingekesselt, um eine Blockade der Naziroute zu verhindern.

Fazit…
Es scheint ein großes Missverhältnis zwischen der Mobilisierungsfähigkeit der Görlitzer Nazis und ihrem Rückhalt bei Wahlen zu geben. Während sie tausende Menschen bei den letzten Wahlen dazu bewegten ihr Kreuzchen bei der NPD zu machen, konnten sie nun bestenfalls ein paar Dutzend Leute auf die Straße mobilisieren. Selbst die „Freien Kräfte“, die zu der Demo aufriefen boykottierten sie am Ende oder konnten vielleicht nicht kommen, da sie vorher beim Versuch die Gegendemo zu stören im Polizeigewahrsam landeten. Es könnte aber auch daran gelegen haben, dass nicht parteigebundene Nazis auch in Görlitz merken, dass die NPD sie nur als Stimmvieh und als gut zahlende Konzertgäste benötigt und sie sonst eher unerwünscht sind. Oder die Nazis merken langsam, dass sich der Aufstand der DDR-Lohnabhängigen gegen den typisch deutschen Arbeitswahn der damaligen DDR-Regierung vom 17. Juni 1953 nicht wirklich gut für ihre Zwecke instrumentalisieren lässt. Aber wie dem auch sei…mal sehen was sich Herr Storr und seine braune Rasselbande nächstes Jahr für den 17. Juni einfallen lassen.

Antifa Görlitz, 15. Juni 2009
Bilder:


Idiots




Eingekesselte AntifaschistInnen:

Bürger-Demo: