Am Ort der Geschichte Entschlossen entgegenstellen – gemeinsam blockieren!

Am Ort der Geschichte

Entschlossen entgegenstellen – gemeinsam blockieren!

Wir rufen alle Antifaschistinnen und Antifaschisten dazu auf, am 13. Februar dem Naziaufmarsch in Dresden entschlossen entgegenzutreten und ihn gemeinsam zu blockieren!
In dem bundesweiten Bündnis No pasarán! haben sich verschiedene linke und antifaschistische Gruppen zusammengeschlossen, um dem jährlich stattfindenden Nazigroßaufmarsch endlich ein Ende zu bereiten.

Seit der Jahrtausendwende marschieren Alt- und Neonazis zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg durch die Stadt. In den letzten Jahren hat sich der Aufmarsch zur größten regelmäßigen Neonaziveranstaltung Europas entwickelt. Bei dem Aufmarsch der NPD und der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) finden sich alljährlich die verschiedenen Spektren der extremen Rechten zusammen, internationale Delegationen geben ihm eine über Deutschland hinaus gehende Bedeutung. In der gemeinsam zelebrierten Trauer verschwinden für einen Tag alle szeneinternen Streitigkeiten.
Bei dem Aufmarsch geht es den Neonazis nicht etwa um Repräsentanten des NS-Regimes oder um die Toten von Wehrmacht und Waffen-SS, sondern um ein konstruiertes Kollektiv unschuldiger deutscher Opfer. Der Bezug auf den Nationalsozialismus verläuft dadurch mehr oder weniger indirekt: Der Angriff auf Dresden sei ein Angriff auf das „deutsche Volk“ gewesen und damit gleichzeitig auf das „wahre Deutschland“, welches wiederum gleichbedeutend ist mit dem Nationalsozialismus. Im gedachten nationalsozialistischen Kollektiv von damals bis heute werden die Toten für die Neonazis zu „ihren“ Toten, sie werden zu Stellvertreterinnen und Stellvertretern des nationalsozialistischen Systems. In ihnen sehen Neonazis das Subjekt ihrer Trauer um das zerschlagene „Dritte Reich“.
Gleichzeitig gelingt mit dem Bezug auf die Bombardierung eine Feindkonstruktion nach Außen. Die Alliierten werden dargestellt als verbrecherische Siegermächte, die zum einen den Nationalsozialismus heimtückisch zu Fall gebracht hätten und zum anderen daran anschließend Deutschland das „BRD-Lügensystem“ oktroyiert hätten. Dadurch erhält der Mythos Dresden aus neonazistischer Sicht eine ungebrochene Aktualität.
Genau deshalb reicht es nicht, einfach den Kopf zu schütteln über die „ewig Gestrigen“. Der Bezug auf die Vergangenheit ist aktuell politisch relevant und wichtig für die Identitätsbildung der Nazis. Umso wichtiger, ihnen am 13. Februar einen Strich durch die Rechnung zu machen!

Alte Mythen, neuer Aufguss

Als Mythos hält sich die Geschichte von der Bombardierung Dresdens hartnäckig. Obgleich er im Laufe der Jahre verschiedene Wandlungen durchgemacht hat, war seine jeweilige Deutung stets eine politische. So diente die Bombardierung teilweise auch im bürgerlichen Lager der Relativierung der deutschen Kriegsschuld und dem Aufbau eines deutschen Opferbildes.
Kern des Mythos ist die Legende von der „unschuldigen“, „einzigartigen“ Stadt, die „aus heiterem Himmel“ Opfer einer „einzigartigen“ Katastrophe durch alliierte Bomber wurde. In den letzten Jahren wurde der Mythos des „alten Dresdens“ als einzigartige Kulturstadt jedoch zur Marke Dresden umgebaut. Um das neue „Elbflorenz“ für TouristInnen und StadtvermarkterInnen attraktiver zu gestalten, wurde dem Image ein neues Element hinzugefügt. Neben dem Bild des Mythos vom alten Dresden trat nun der Wiederaufbau der Frauenkirche und damit die Inszenierung der Versöhnung.
Auch wenn sich der Umgang mit der Bombardierung in den letzten Jahren verändert hat: Es ist kein Zufall, dass Neonazis jedes Jahr ausgerechnet in Dresden aufmarschieren. Dresden war nicht die einzige Stadt, die von Luftangriffen betroffen war. Doch hier können Neonazis in besonderer Art und Weise politischen Profit aus dem seit Jahrzehnten gewachsenen internationalen Symbol und den darin gepflegten Mythen ziehen.

Über die Normalisierung nach Innen …

Nach der sogenannten Wiedervereinigung verstärkte sich die Suche nach vermeintlicher Normalität, zu der auch die Wiederentdeckung als Opfer der Geschichte gehörte. Bücher wie „Der Brand“ oder „Im Krebsgang“ prägten einen gesellschaftlichen Diskurs, der in Guido Knopps Fernsehdokumentationen über das „Leid der Deutschen“ seine breitenwirksame Inszenierung fand.
Heute geht es in geschichtspolitischen Debatten vornehmlich um eine zeitgemäßere Interpretation der deutschen Vergangenheit. Dabei wird die deutsche Schuld sehr wohl eingeräumt, gleichzeitig jedoch auf eine gesamteuropäische Verantwortung verwiesen. In einem europäischen Jahrhundert von Krieg, Gewaltherrschaft und Vertreibung gehe es darum, die Vergangenheit gemeinsam zu bewältigen. Initiativen wie das „Zentrum gegen Vertreibungen“ versuchen uns weiszumachen, dass in Leid und Schmerz schließlich alle gleich seien. Die Erkenntnis, dass alles irgendwie ganz schlimm war, vernachlässigt die politisch-historischen Zusammenhänge und dient einem geschichtspolitischen Normalisierungsprozess, in dem die besondere historische Rolle Deutschlands verwischt wird. Das Besondere des Nationalsozialismus und der Shoa verschwindet in einem sogenannten Europa der Diktaturen.

… über den Extremismus …

Was geschichtspolitisch in der Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Sozialismus verhandelt wird, findet seine Parallele in der aktuellen Extremismuskonzeption. So sollen die seit 2001 vom Bund geförderten Programme gegen Rechtsextremismus laut schwarz-gelbem Koalitionsvertrag in „Extremismusbekämpfungsprogramme“ umgewandelt werden. Bekämpft werden soll demnach sowohl rechter als auch linker „Extremismus“. Aussteigerprogramme bezüglich Rechtsextremismus sollen zu „Aussteigerprogrammen Extremismus“ werden, der Fonds für Opfer rechtsextremer Gewalt zu einem Fond für Opfer des Extremismus. Es ist eine absolute Frechheit und entbehrt jeglicher Grundlage, Linke, die tagtäglich gegen Rassismus und Neonazismus kämpfen, mit Neonazis auf eine Stufe zu stellen!
Auch in Bezug auf den Naziaufmarsch im Februar fällt der offiziellen Seite nichts Besseres ein, als die Totalitarismuskeule zu schwingen: In einem Entwurf für das neue sächsische Versammlungsgesetz geht es CDU und FDP darum, „Extremisten in Sachsen deutliche Grenzen zu setzen“. Geht es nach ihnen, sollen solche Versammlungen verboten werden können, die sich auf die „nationalsozialistische oder kommunistische Gewaltherrschaft“ beziehen.
Wir lassen uns von solchen Drohungen nicht einschüchtern. Wir werden uns weiterhin Neonazis in den Weg stellen, sei es in Dresden oder anderswo. Wir werden auch weiterhin linke Gesellschaftskritik üben. Und wir werden weiterhin sagen, dass hier gewaltig etwas schief läuft!

… hin zur Normalisierung nach Außen?

Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus – diese Konsequenz von AntifaschistInnen aus der deutschen Vergangenheit erhält mit Blick auf die bundesdeutsche Realität einen besonders bitteren Beigeschmack. Seit über zehn Jahren kämpfen deutsche Soldaten nun schon wieder im Ausland für deutsche Interessen. Nach anfänglichen Verschleierungsversuchen mit dem Reden von „humanitären Einsätzen“, hat man sich in Jargon und Habitus angepasst: Es gibt sie wieder, die „gefallenen Soldaten“, Tapferkeitsmedaillen werden verliehen und Ehrenmäler errichtet. Deutschland führt wieder Krieg. PolitikerInnen von den Grünen bis zur CDU sagen ja zum Krieg in Afghanistan. Von der „Verteidigung deutscher Werte“ bis hin zum „…gerade wegen Auschwitz“ zeigen sich die Begründungen hierfür besonders facettenreich.
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus – daran hat sich für uns bis heute nichts geändert. Es ist blanker Hohn, dass der „Kampf für das Menschenrecht“ ausgerechnet mit der deutschen Vergangenheit gerechtfertigt wird. Die Lehre aus dem Nationalsozialismus kann und darf nur sein: Wir müssen alles dafür tun, dass Deutschland nie wieder Krieg führt!

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung.
Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“

Auch 65 Jahre nach Kriegsende hat der Schwur der Überlebenden von Buchenwald für uns nichts an Richtigkeit verloren. Genau deshalb müssen wir den Nazis auch am 13. Februar in Dresden in aller Entschlossenheit entgegentreten. Unser Gedenken richtet sich jedoch nicht auf den 13. Februar. Die Bombardierung deutscher Städte durch die Alliierten war Folge von nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und deutschem Vernichtungskrieg. Deswegen gedenken wir zum Beispiel am 27. Januar, dem Tag der Befreiung von Auschwitz, der Opfer des Nationalsozialismus. Darüber hinaus jährt sich am 8. Mai 2010 die Befreiung vom Nationalsozialismus zum 65. Mal. Diese Daten sind mehr als bloße historische Ereignisse. Hier besteht eine der letzten Möglichkeiten, mit Überlebenden des Nationalsozialismus, mit aktiven GegnerInnen und WiderstandskämpferInnen zusammenzukommen. Der Kampf gegen den Faschismus ist nicht abgewickelt, der Nationalsozialismus nicht zu Ende aufgearbeitet, als dass die Lehre aus der Vergangenheit nun einem neuen deutschen Selbstbewusstsein dienen könne. Die Verantwortung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus mahnt uns zum Widerstand gegen Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus und Militarismus.
Wir wissen, dass wir rechte Propaganda nur stoppen können, wenn wir eine die gesamte Gesellschaft durchdringende, offene Auseinandersetzung über die zu Grunde liegenden Werte und Ideologien führen. Wir wissen aber auch, dass wir uns erfolgreich den Nazis entgegenstellen können, wenn wir dies gemeinsam tun.

Gemeinsam blockieren!

In den vergangenen Jahren hat es immer Proteste gegen den Naziaufmarsch in Dresden gegeben. Trotzdem konnte es bislang nicht gelingen, dem Naziaufmarsch wirksam etwas entgegen zu setzen. Im letzten Jahr beteiligten sich 4000 AntifaschistInnen an einer Demonstration unter dem Motto „No pasarán!“. Doch auch hier zeigte sich, dass Polizei und Ordnungsbehörde alles daran setzen, linken antifaschistischen Protest zu verhindern und abzudrängen.
Dem setzen wir 2010 unseren vielfältigen Widerstand entgegen. Es ist gerade eine solche Vielfalt an Aktionsformen – nicht gegen-, sondern miteinander –, die gegen den Aufmarsch etwas ausrichten kann. Dafür brauchen wir ein starkes breites Bündnis all derer, die mit uns zusammen den Naziaufmarsch in Dresden blockieren!

Dem Naziaufmarsch am 13. Februar

entschlossen entgegentreten – gemeinsam blockieren!

No pasarán – sie kommen nicht durch!

Happy new year bei der NPD!

Wie wir aus sicheren Quellen erfahren haben kam es bei der Jahresendfeier der NPD – Kreis Görlitz zu einem Eklat. Der Führer A. Storr benutzte aus Versehen eine undeutsche Sprache. Darauf hin eskalierte die Situation bei den Anti-Globalisierungs-Extremisten-Extrem-Nationaldemokraten wie dieses Beweisfoto eindrucksvoll belegt:

NPD - Jahresendfeier

Kurzmeldung: Thor Steinar – Homepage mit tausenden Datensätzen gehackt!

Nach einem Angriff von Daten – Antifas auf die Online – Versandstrukturen des Neonazi – Klamotten – Labels von Thor Steinar sind tausende Datensätze von Neonazis veröffentlicht worden (siehe: http://de.indymedia.org/2009/12/270089.shtml). Außerdem wurden dabei auch die Umsätze des Klamotten – Labels transparent gemacht (2008: 1265397,58 Euro). Spannend ist in diesem Zusammenhang auch eine Statistik, wo das Label in der Bundesrepublik die meisten Käufer_innen hat. Dabei sind die neuen Bundesländer weit an der Spitze. Ostsachsen macht in diesem Zusammenhang keine Ausnahme. So finden sich auch dutzende Adressen aus Görlitz mit in der Liste.
Mit dabei sind u.a. auch der Brandis – Schläger Erik Kußin und der verletze Energie – Görlitz Fußballer Thomas Seliger, der seine trendigen Nazi – Klamotten gerne über das Hotel seiner Eltern bezieht. Manche Görlitzer Neonazis haben aber wohl lieber ihre Freundinnen bestellen lassen, wie z.B. der Görlitzer Neonazi – Aktivist David Herbrig, dessen Freundin Sylvia Neu in der Besteller_innen – Liste auftaucht.

(Update)Freie Kräfte Görlitz: Fröhliche Weihnachtszeit?

Die Adventszeit 2009 durften zwei Mitglieder der Freien Kräfte Görlitz teilweise hinter Gittern verbringen. Erik Kußin und David Herbrig werden sich in Zukunft wohl eher ungern an die vorweihnachtliche Stimmung 2009 erinnern.

Der Eine…

Beide sind in Görlitz schon lange als notorische nationalistische Schläger bekannt. Erik Kußin ist nun im Zusammenhang mit dem Neonazi – Hooligan – Überfall auf Fans des Roten Stern Leipzig in Brandis (siehe: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,663466,00.html) wiederholt ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Bereits im Jahr 2008 schlug Kußin einem Polizisten zwei Zähne aus (siehe: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2283841). Doch im Gerichtsverfahren wollte er sich an nichts erinnern können. Dass er im Zusammenhang mit dem Überfall auf die Roter-Stern-Leipzig-Fans (siehe: http://www.youtube.com/watch?v=X_AHgDK8lWo&feature=related) damit wieder durch kommt, darf allerdings bezweifelt werden. Außerdem war er mit ziemlicher Sicherheit nicht als einziger Görlitzer Neonazi – Aktivist in Brandis unterwegs. Auch Freunde von Eric Kußin sind immer wieder in Brandis anzutreffen.

Doch nicht nur im rechten Hooligan – Milieu ist Erik Kußin engagiert. Auch auf Veranstaltungen neonazistischer Gruppen und Parteiorganisationen kann man ihn antreffen. Zuletzt war er am 07.11.09 auf einer schlecht besuchten Demonstration (ca. 250 Teilnehmer_innen) der JN (Jugendorganisation der NPD) in Halle mit anderen Görlitzer Neonazis unterwegs. Das Motto der Demonstration war: „20 Jahre Mauerfall – Wir sind das Volk!“ (siehe: http://www.recherche-ost.com/content/view/94/1/). Doch zur Zeit des Mauerfalls machte Erik Kußin noch in die Windeln…

…und der Andere?

David Herbrig sitzt nicht wegen des Überfalles in Brandis in Haft, sondern vermutlich weil er an antisemitischen Schmierereien an der Görlitzer Synagoge im November 2008 beteiligt war (siehe: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1998926). Dies ist allerdings wohl kaum das einzige Vergehen, was zu seiner U-Haft beigetragen hat. Er ist schon seit Jahren ständig an rechten Übergriffen und Aktionen beteiligt, wobei er aber auch Gewalttaten verübte, die keine rechte Tatmotivation hatten.
Über seine rassistische und antisemitische Einstellungen macht er aber trotzdem keinen Hehl. So schrieb er in einer Internet – Commuity, dass die Verfolgung „minderwertiger Rassen“ sein größtes Interesse wäre. Wen er damit meinte schrieb er auch: „Türken und Juden“. Und spätestens als er im November 2008 gemeinsam mit seiner Freundin Syliva Neu seinen Sohn Aryan – Elias (Arier – Elias) nannte, konnte man durchaus davon ausgehen, dass hier ein absoluter Überzeugungstäter am Werk ist. Dies scheint in der Familie zu liegen. Auch sein Bruder Toni ist im Görlitzer Neonazi – Milieu kein Unbekannter, genauso wenig wie bei der Staatsanwaltschaft.

Die Taten, die den beiden Görlitzer Neonazis angelastet werden, stehen in ihren Dimensionen beispielhaft für die Aktivitäten der Görlitzer Freien Kräfte. Insgesamt lässt sich in diesem Spektrum der Görlitzer Neonazi – Szene in den letzten Jahren ein zunehmender Hang zu brutalen Gewalttaten gegen Menschen feststellen. Diese finden eben nicht immer unbedingt in einem eindeutig politischen Rahmen statt. Teilweise geht es den nationalen Aktivist_innen auch nur darum, ihre Lust an der Gewalt auszuleben.

David Herbrig und Eric Ku�in beim gemeinsamen Hitler-Grü�en
David Herbrig (vorne) und Eric Kußin (hinten) beim gemeinsamen Hitler-Grüßen

Hier noch ein Bild von Erik Kußin in Brandis. Sagt wohl alles!
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Brutale Übergriffe dänischer und deutscher Polizisten auf Klimaaktivisten in Kopenhagen!

Nachdem sich das Vorgehen der dänischen Polizei in den letzten Tagen durch menschenunwürdigsten Verhalten, Schikane und Gewaltexzesse auszeichnete, kam es in der Nacht vom 14.-15. Dezember zu einem neuen unvorhersehbaren Höhepunkt. Die seit 1971 existierende Freistadt Christiania wurde von hunderten Polizisten geräumt und anschließend besetzt. Ab ca. 22:30 Uhr begann die Polizei Christiania zu umstellen, als Reaktion auf die Verbarrikadierung der Eingangstore. In der nächsten Stunde versammelten sich rund um Christiania Wasserwerfer, Räumfahrzeuge, ca. 15 deutsche Einsatzfahrzeuge, Hubschrauber, drei Hundestaffeln und Hunderte Polizisten. In dieser Zeit war es kaum noch möglich aus der Freistadt heraus zu kommen. Der Weg nach Innen war von der Polizei versperrt. Personen mit Presseausweis wurde der Zutritt teilweise gewährt, Demosanis kamen nicht hinein. Es wurde den Menschen vor der Räumung kaum Zeit gelassen das Gelände zu verlassen. Ab ca. 23:40 begannen die Hippos (Dänisches Schimpfwort für Polizisten) in das Gelände gewaltsam einzudringen. Nach Zeugenaussagen der sich in der Freistadt verbliebenen Menschen setzte die Polizei massiv Tränengas ein. Der weitere Verlauf ist nicht dokumentierbar, da es diverse unterschiedliche Aussagen gibt. Große Teile Christianias wurden von der Polizei durchkämmt. Zeitgleich fuhren Polizeibusse in der Nähe Christianias auf, viele der wenigen verbliebenen Menschen wurden nach der faktischen Räumung mit diesen Bussen abtransportiert ( gezählt wurden 9 Busse ). Nach täglichen Provokationen seitens der Polizisten kam es heute Nacht zu unfassbaren Ereignissen. Christiania war in den vergangen Tagen im Zuge der Proteste gegen den Klimagipfel Anlaufpunkt für verschiedenste Menschen. Es gab eine Vokü, Räumlichkeiten für Vorträge und Diskussionen, eine Sanistation, aber auch einen Rückzugsort für traumatisierte Protestler_innen, welche durch die anhaltende Polizeirepression besondern Schutz benötigen. Dieser Angriff ist eine weitere nicht hinnehmbare Schikane zur Brechung des Protestes gegen den Klimagipfel, gegen linke und linksradikale Strukturen in Kopenhagen und den Widerstand gegen das herrschende System. „Christiania sieht aus wie ein Schlachtfeld – alles voller Scherben, glühenden Barrikadenresten, Löschschaum und gepanzerter Polizisten…“ erzählte ein Pressevertreter, der gerade durch die Polizeisperren zurückkehrte „ … wenn man bedenkt, dass hier vor ein paar Stunden noch gefeiert wurde ist das fast Unheimlich.“
Solidarität ist eine Waffe, wir rufen zu vielfältigen Solidaritätsaktionen, nicht nur in Kopenhagen, Dänemark, sondern weltweit auf.
Mehr Infos: Hier
Und Hier
Video vom 16.12.09

Rückblick: Der 09. November in Görlitz

Ob als Datum der Novemberrevolution, des Hitlerputsches, der Pogromnacht oder als Fall der Berliner Mauer, der 09. November spielt in der jüngeren Deutschen Geschichte eine herausragende Rolle. Logisch, dass er auch in der Gegenwart eine entsprechende Rolle in der deutschen Erinnerungspolitik spielt. Und logischer Weise kann es da auch schon mal passieren, dass man da ein wenig durcheinander kommt – bei so vielen Ereignissen. Das geschieht in Görlitz schon seit einigen Jahren immer wieder.

In der Görlitzer Frauenkirche kann man bei der Gedenkveranstaltung Jahr für Jahr Redebeiträge vernehmen, in denen die Pogromnacht und der Fall der Mauer einfach mal zusammengewürfelt werden, als könnte man beide Ereignisse vergleichen oder aufeinander beziehen. Doch die Pogromnacht steht als Ereignis für sich alleine. Der Vorsitzende des Schlesischen Museums Dr. Bauer sagte dazu am 09. November 2009:

Es gibt hier keine kausale Reihe, keine logische Abfolge und schon gar nicht lässt sich sagen, dass durch den Glückstag im November 1989 ein mit Verhängnissen beladener Geschichtsverlauf doch noch ein gutes Ende gefunden hätte. Die Pogromnacht 1938 lässt sich nicht in eine geordnet verlaufende Nationalgeschichte integrieren. Sie ist ein monströses Ereignis, bricht jeden Rahmen und steht quer zu jeder historischen Ordnung.

Das ist ein Geschichtsbild, was es leider zu selten gibt. Viel einfacher ist es auch das Gedenken an die entsetzliche Pogromnacht mit einem fröhlichen „die Mauer ist weg“ zu färben. Und die Relativierung des Nationalsozialismus hat in Deutschland eine widerliche und lange Tradition, die mit dem Ende des Selbigen begann.

Die heutigen Nazis würden den 09. November 1938 wohl am liebsten als Feiertag sehen. Ihre historischen Vorbilder hatten sich in ihrem antisemitischen Wahn richtig ausgelebt. Das finden Nazis auch in der Gegenwart noch toll, wie man nicht zuletzt am Beispiel der rassistischen Hoyerswerdaer Pogrome von 1991 feststellen konnte. Auch diese waren für die Nazis ein spontaner „Volksaufstand“. Verfälschender und menschenverachtender kann die Darstellung von Deutscher Geschichte nicht mehr sein.

Doch was passierte am 09. November 1938 in Görlitz eigentlich wirklich? Eine hundertprozentige historische Sicherheit gibt es da wohl nicht. Fest steht nur, dass es auch in Görlitz massive Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung gab und auch versucht wurde, die Synagoge als sichtbares Zeichen einer lebendigen Jüdischen Gemeinde zu zerstören. Doch es gelang nicht. Ob die nationalsozialistischen Brandstifter unfähig waren oder die Feuerwehr löschte, wird sich wohl nicht mehr abschließend klären lassen. Die Zeitzeugenberichte sind hierbei nicht eindeutig.

Und zum Gedenken heute? Immerhin schafften es ca. 200 Leute zum Pogromnachts – Gedenken an die Synagoge zu kommen. Die Nazis und ihre zahlreichen Anhänger in der deutschen Bevölkerung konnten die Mitglieder der Görlitzer Jüdischen Gemeinde auslöschen oder vertreiben, doch offensichtlich nicht die Erinnerung daran. Das macht noch Hoffnung. Und nicht der 09. November 1989. Der dient schon viel zu häufig als neuer ideologischer Anlauf für neue Pogromnächte.

Russland: Iwan Chutorskoi ermordet

Gestern Abend, am 16. November 2009 wurde in Moskau der 26-jährige Antifaschist Iwan Chutorskoi in seinem Hauseingang hinterhältig erschossen. Iwan organisierte in letzter Zeit den Saalschutz bei antifaschistischen Konzerten, und führte Kampfsporttraining für Genossen durch. Den Rechtsextremen war er wohlbekannt, sein Name tauchte neben denen von Stanislaw Markelow und Nikolai Girenko beständig in den Todeslisten der Nazis auf.
Vor dem gestrigen Mord waren bereits drei Mordversuche an Iwan verübt worden. 2005 wurde Iwan von Nazis überfallen, die ihm seinen Kopf zerschnitten. Ein weiteres Mal überlebte er nur durch ein Wunder, als ihm Nazis im Hauseingang auflauerten und mit einem Schraubenzieher zahlreiche schwere Verwundungen im Halsbereich zufügten. Im Januar dieses Jahres überlebte er wiederum nur knapp einen Messerstich in den Bauch, den er bei einem Straßenkampf mit Nazis erhielt.

In Moskau ist dies bereits der sechste Mord an Antifaschisten durch militante Rechtsextreme. Im April 2006 starb der 19-jährige Alexandr Rjuchin an Messerstichen, im März 2008 wurde bei einem Messerangriff Alexej Krylow getötet, im Oktober 2008 wurde Fedor Filatow, ein Anführer antifaschistischer Skinheads, neben seinem Hauseingang ermordet und am 28. Juni 2009 starb der Antifaschist Ilja Dshaparidse bei einem Überfall der Rechtsextremisten.


Antifaschistische Erinnerungsdemo zum 9. November

Der 9. November, ein Grund zum feiern?

Wir wollen mit dieser Demonstration am 9. November 2009 an die Opfer der Novemberpogrome von 1938 erinnern. Wir wollen daran erinnern, das an diesem Tag neben Ereignissen wie dem „Mauerfall“ sowie der Ausrufung der Republik (zweimal), mehr als einmal die Unmenschlichkeit der Nationalsozialisten offensiv zu Tage trat. Nachdem die deutschen Sicherheitsorgane während des Hitler-Ludendorff-Putsches 1923 noch größtenteils auf Seiten der Republik standen, nahmen sie 1938 aktiv an der Vorbereitung und Durchführung der Novemberpogrome teil.
Während dieser Pogrome starben ca. 1 300 Menschen. Es wurden mehr als 1 000 jüdische Gotteshäuser niedergebrannt und über 8 000 Wohnungen und Geschäftshäuser zerstört. Deklariert wurde das ganze als angeblicher „spontaner Volkszorn“, tatsächlich war es die erste Etappe der systematischen Vernichtung der Juden in ganz Nazideutschland und im später besetzten Europa.
Auch in Dresden wurde die Synagoge in Brand gesteckt, sowie mehrere Geschäfte und Wohnhäuser der jüdischen Bevölkerung zerstört.

Auch heute werden wieder Menschen aufgrund ihrer Abstammung, Religion, Hautfarbe sowie sexueller Identität verfolgt und diskriminiert. Deswegen ist es wichtig nicht nur an die Vergangenheit zu erinnern, sondern sich stets denen in den Weg zu stellen, die diese Vergangenheit leugnen und verdrehen!

Der CDU-geführten Regierung der Stadt Dresden ist es heute allerdings wichtiger, zu feiern, als den Opfern des Nationalsozialismus die ihnen zustehende Aufmerksamkeit zu widmen und ihre sparsame Gedenkstättenpolitik zu überdenken. Offenbar scheint es wichtiger, am 13. Februar still und unreflektiert der Bombardierung Dresdens zu gedenken und nebenbei Neonazis die halbe Stadt zur Verfügung zu stellen und sie ungehindert deren menschenverachtende Ideologie verbreiten zu lassen, die in der Vergangenheit überhaupt erst zu diesen Ereignissen geführt hat. Wenn die systematische Ermordung von 6 Millionen jüdischen Menschen mit dem selbst verschuldeten Bombenangriff auf Dresden gleichgesetzt wird, so ist dies ein Schlag ins Gesicht der Toten und auch der Überlebenden.

Wir wollen sowohl am 9. November 2009, als auch am 13. Februar 2010 laut und entschlossen dafür demonstrieren, dass sich die Geschichte des NS nie wiederholt.

Treffpunkt: Dresden, 9. November, 18:00 Uhr, vorm Rathaus (Nähe Pirnaischer Platz)

Dies ist die erste explizit antifaschistische Demonstration an einem 9. November in Dresden.
Damit soll an diesem Tag jenseits von stadtoffiziellen Ritualen an die Geschichte des NS erinnert werden und so das Gedenken auf eine breitere Basis gestellt werden.

Infos

17.11.1989 – 2009 ¦ Göttingen 20. Todestag der Antifaschistin Conny

Kein Vergeben, kein Vergessen!
Weder HeldInnen noch MärtyrerInnen
Conny in Göttingen, Silvio in Berlin, Carlo in Genua, Dax in Mailand, Thomas in Dortmund, Carlos in Madrid, Rick L. in Magdeburg, Jan in Tschechien, Feodor in St. Petersburg, Alexis in Athen… Namen, die mit zahlreichen Erinnerungen und Gefühlen verbunden sind. Eine willkürliche Auswahl aus einer langen Liste. Doch eines haben sie alle gemeinsam: keine der genannten Personen in dieser Reihe ist Held oder Märtyrer. Stattdessen sind es militante, revolutionäre Aktivisten, die für ihr Engagement für eine befreite Gesellschaft sterben mussten – entweder durch die Hand der Faschisten oder die der staatlichen Armee für innere Auseinandersetzungen, der Polizei. Ihre Aktionen stachen nicht unbedingt hervor – sie bewegten sich durchaus in dem Rahmen, in dem sich die meisten Aktionen der außerparlamentarischen Linken bewegen.

Conny war da keine Ausnahme. Am 17. November 1989 waren sie und andere AntifaschistInnen auf die Anwesenheit von Neonazis in Göttingen aufmerksam geworden und hatten sich gesammelt, um den Faschisten entgegen zu treten. Dabei wurden sie von Zivilpolizisten beobachtet und verfolgt, die Verstärkung anforderten. Als diese eingetroffen war, gingen die Mörder mit dem Funkspruch „Sollen wir sie jetzt platt machen?“ zum Angriff über. Die Antifas wurden direkt an der Weender Landstraße mit CS-Gas und Schlagstöcken attackiert – Conny wurde dabei in den Verkehr getrieben, von einem Auto erfasst und war sofort tot. Wer ihr helfen wollte wurde gewaltsam daran gehindert und mit Sprüchen wie „Ihr könnt euch gleich dazu legen“ eingeschüchtert.

Jeder antifaschistisch engagierte Mensch hätte sich zu dieser Zeit an diesem Ort befinden können. In diesen Momenten sozialer Auseinandersetzungen zeigt der Staat den Kern unter der „modernen, friedlichen und demokratischen“ Hülle – sei es geplant, durch Zufall oder konfrontiert mit wachsendem Widerstand. Wird der „gesellschaftliche Konsens“ in Frage gestellt, verteidigt der Staat die Grundlage seiner Existenz. Zu diesen Grundlagen gehört die Unantastbarkeit der kapitalistischen Weltordnung sowie das Monopol zur Gewaltanwendung. Und beides ist er bereit, bis zum letzten zu verteidigen.

In weiten Teilen der Gesellschaft herrscht dagegen die Vorstellung, dass die Ausübung von Gewalt nicht unmittelbarer Bestandteil unserer modernen staatlichen Institutionen ist. Lässt sich die Realität von Gewalt nicht leugnen, werden vielfältige Rechtfertigungen angeführt. Es wird behauptet, bei Gewalttaten durch Polizisten handele es sich um aus der Rolle fallende schwarze Schafe. Faschistische Morde werden als extremistische Einzeltaten gewertet. Oder schlimmer: zugunsten der Polizei wird oft angenommen, sie hätten gute Gründe haben müssen. Die Taten von Faschisten werden entpolitisiert und als Konflikt zwischen gleichermaßen „extremistischen“ Jugendgangs betrachtet. Diese Sichtweise mag für viele verlockend und naheliegend erscheinen, weil sie, und genau das ist ihr Fehler, das Wesen von Souveränität und Staatlichkeit in der bürgerlichen Gesellschaft verschleiert.

Der Staat: gefährlich und gewalttätig
Im Allgemeinen müssen Staaten der sogenannten Ersten Welt ihre Existenz nicht täglich mit brutaler Gewalt und Einschüchterungen durchsetzen. Die Geschichte hat mehr als einmal bewiesen, dass dieses Modell ziemlich ineffektiv und kurzlebig ist. Die hochindustrialisierte „Konsumgesellschaft“ hat den Rückgriff darauf, zumindest in den sogenannten „Industrieländern,“ immer überflüssiger gemacht. An seine Stelle ist die effektivere und langfristig stabilere Herrschaft durch Hegemonie und Konsens getreten. Ein komplexes Gewebe aus Wahlen, Mitbestimmungsrechten, Aufstiegsmöglichkeiten, sozialstaatlichen Mechanismen, Propaganda und Alltagskultur erzeugt einen sozialen Konsens aus dem ein Ausbrechen nicht notwendig erscheint. Wer dazu gehört und die Regeln befolgt kann sich sicher fühlen – zumindest in denjenigen Regionen der Welt, in denen das Kapital es sich leisten kann und von einer Gesellschaft dazu gezwungen wird.

Auch wenn diese Erscheinungsform des Staates mit allen Mitteln der Kunst beschönt und beworben wird – sie bleibt eine Erscheinungsform, hinter welcher der Kern aus Gewalt und Macht bestehen bleibt. Nicht umsonst leistet sich der Staat einen extrem teuren und komplexen Sicherheits- und Überwachungsapparat. Genau dieser Apparat steht uns in jeder direkten Konfrontation gegenüber. Manchmal, weil die Legitimität und Autorität des Staates wirklich in Frage gestellt wird, wie es während des Aufstandes in Griechenland der Fall war. Manchmal aber auch nur, um ein Exempel zu statuieren, das die sozial und ökonomisch Marginalisierten zwingen soll, sich wieder lautlos in den Terror ihres Alltagslebens zu fügen – wie in den französischen Banlieues.

Oft genug sind es zuletzt Teile des staatlichen Repressionsapparates, die aufgehetzt „über das Ziel hinausschießen“. So war der Mord an Alexis in Griechenland das Ergebnis einer umfassenden Medien- und Polizeikampagne gegen die griechischen AnarchistInnen – nicht weil es der Wille des Staates oder der herrschenden Klasse gewesen wäre, sondern weil ein übereifriger Polizist (seine Kollegen nannten ihn „Rambo“) sich die Schreckensszenarien, die in der Öffentlichkeit ausgebreitet wurden, zu Herzen nahm. Genau diese „Sollübererfüllung“ führte zu einem Aufruhr, der den griechischen Normalzustand in seinen Grundfesten erschütterte.
Der Mord an Conny ist wahrscheinlich ähnlich zu beurteilen. Weder der deutsche Staat noch die Göttinger Polizei hatten einen zwingenden Grund Conny zu töten und ganz sicher haben sie von dem folgenden Konflikt nicht profitiert. Aber in einem Gesellschaftssystem, in dem das Schlagen, Verfolgen, Überwachen, Einsperren und Terrorisieren von Personen, die radikale politische Ziele verfolgen zur Normalität gehört, ist es da verwunderlich, dass früher oder später Personen ernsthaft verletzt oder getötet werden?

Angriff ist die beste Verteidigung
Wir kämpfen für eine radikale Änderung der Gesellschaft. Nicht mehr oder weniger als die Abschaffung dieser sozio-ökonomischen Ordnung basierend auf Staat, Kapital und Patriarchat ist das Ziel. Wir kämpfen für die klassen- und staatenlose Gesellschaft auf der einfachen und doch skandalösen Basis von „Jeder und jede nach seinen und ihren Fähigkeiten, jedem und jeder nach seinen und ihren Bedürfnissen!“.
Es ist offensichtlich, dass Konflikte, Repression und Konsequenzen unvermeidbar sind, wenn Menschen versuchen, offensiv gegen die Staatsgewalt vorzugehen und mit seiner Wirklichkeit und seinen Regeln offen brechen. Um einen Gegner wie den Staat zu beseitigen, reichen Dialog und Verhandlung nicht aus.

Die Rollen als Opfer, Geschlagene, Getötete, Eingesperrte, Verfolgte, Isolierte und Marginalisierte, in die uns die Gesellschaft drängt, lehnen wir jedoch bewusst ab. Appelle an das Unrechtsbewußtsein der anständigen Bürger werden die Situation nicht ändern. Unsere Sicherheit als individuelle Militante und unsere Stärke als eine revolutionäre Kraft kann und wird nur unsere kollektive Macht als Bewegung sein.
Durch unsere Intervention in soziale Kämpfe und Klassenkämpfe erreichen wir neue Leute, radikalisieren die Kämpfe, knüpfen wertvolle Kontakte und entwickeln eine Solidaritätsgemeinschaft, an die wir uns in Zeiten von Repressionen wenden können. Die Erkämpfung, Verteidigung und der Aufbau von Freiräumen dient nicht nur dazu mehr Menschen zu erreichen, sondern ist Bedingung für gelebte antifaschistische Gegenkultur und schafft Rückzugsorte in schwierigen Zeiten. Unsere Aufgabe ist es eine revolutionäre Bewegung aufzubauen, zu vernetzen, zu schützen und eine politische Macht zu werden, um dem Staat zu zeigen, dass seine Handlungen nicht ohne Konsequenzen bleiben.
Der deutsche Staat behandelt die radikale Linke wie er will, schlicht und einfach, weil er es sich leisten kann. Er kann uns in Massen einsperren, Hausdurchsuchungen durchführen und wahnwitzige Schauprozesse veranstalten, ohne dass es ihm schadet oder dass es Konsequenzen hat. Er behandelt unsere Demonstrationen wie Gefangenentransporte, untersagt Identitätsschutz, auf Angriffsabwehr steht Gefängnis und sogar in dem, was wir sagen oder schreiben werden wir kontrolliert und gemaßregelt. Selbst wenn eine Demonstration auch nur versucht aus den abgesperrten Parcours auszubrechen, in welche die Polizei unsere Routen verwandelt, werden wir geschlagen, mit Pfefferspray attackiert und eingesperrt.
Unsere Aufgabe ist es, dieses Gewaltmonopol zu brechen um damit und dabei die viel größere strukturelle Gewalt in Frage zu stellen, die sich unter dem Deckmantel der parlamentarischen Demokratie verbirgt – damit meinen wir die Gewalt der Ausbeutung, die Morde durch sogenannte „Arbeitsunfälle“, die Qualen durch entfremdete und sinnlose Jobs, physische und psychische Folter mit der MigrantInnen, Gefangene und andere Marginalisierte konfrontiert werden, und vieles mehr. Der oberflächliche Frieden unserer Gesellschaft ist auf dem Leiden der scheinbar Überflüssigen gebaut und wird gestützt von der überwältigenden Unterdrückungsmaschinerie, die bereit steht, falls diese Überflüssigen doch einmal außer Kontrolle zu geraten wagen.

Für das Ende der Gewalt!
Klassengesellschaften kennen keinen Frieden. Sie sind per Definition in einem konstanten Kriegszustand. Zu unseren Waffen im Kampf gegen diesen permanenten Kriegszustand gehören Klassenbewusstsein, kollektive Organisation, Solidarität, Massenmilitanz und die unkontrollierbare Vielfalt unseres Widerstandes. Für uns ist die beste Würdigung der vom Staat Getöteten nicht Kerzen, Gedenken oder Märtyrertum, sondern unseren Beitrag zu leisten im alltäglichen Kampf gegen das System, das solche Tode nicht nur möglich, sondern unvermeidbar macht. Kämpft mit uns für eine Gesellschaft, in der die Herrschaft des Menschen über den Menschen abgeschafft ist. Kommt am 14.11.2009 nach Göttingen!

Unser Gedenken … weiter kämpfen.
Nie wieder Polizeiterror … nieder mit Staat und Kapital
Für die soziale Revolution und die staatenlose und klassenlose Gesellschaft.

Göttingen, im Oktober 2009.

Hintergründe,Fotos etc: ALI-Göttingen

Nachttanzdemo in Dresden

+++ Etwa 1000 Menschen waren gestern auf der Nachttanzdemo für mehr Freiräume in Dresden. +++ Im Anschluß wurde die Hechtstraße 7 wieder besetzt. +++

Anlass für die zum zweiten Mal vom AK Freiraum aus dem Dresdner Libertären Netzwerk ausgerichtete Demonstration war konkret die Räumung der Hechtstraße 7 im März diesen Jahres und allgemein die sich verschärfende Situation für Freiräume in Dresden und anderswo. Wie zum Beispiel die Räumung der besetzten Häuser in Erfurt, Wittenberg und Prag.

Nachdem sich seit der ersten Nachttanzdemo im Mai in Dresden noch nicht viel geändert hat und engagierte Menschen, die mit Hausbesitzern und Behörden verhandeln, weitgehend hingehalten werden, versammelten sich gestern Abend auf dem Jorge-Gomondai-Platz in Dresden-Neustadt etwa 900 Menschen aus Dresden und Umland hinter acht Lautsprecherwägen. Die Lautsprecherwägen wurden von verschiedenen Spektren der Dresdner Subkultur organisiert, die sich alle für mehr Freiräume und alternatives Leben in Dresden einsetzen. Durch die dadurch angebotene musikalische Breite von Drum’n’Bass, Minimal, Hardtek, Ska, Reggea, Dancehall bis zu Punkrock, war für so ziemlich jeden was dabei. Viel Zuspruch fand ein stadtbekanntes DJ-Team, die auf dem Hauptlauti des AK Freiraum auflegten.

Am Anfang musste die Demonstration noch etwas warten, da die Polizei zwar auf Vorkontrollen verzichtet hatte, aber darauf bestand, dass erst mal aus der Demonstration alle Glasflaschen verschwinden. Während der Warterei gab es die ersten Festnahmen. Interessant war dabei, was man bei der Polizei in Dresden für Lehren aus dem Vorfall in Berlin auf der Datenschutzdemonstration gezogen hatte. Nachdem eine Person festgenommen wurde, hat man gleich im Anschluss die Person, die das Ganze gefilmt hatte, gleich auch noch mitgenommen.

Nach über einer Stunde hatte sich die Anzahl der Glasflaschen auf der Demonstration auf ein für die Polizei tolerierbares Maß reduziert, und so setzte sich die Demonstration vor allem tanzend in Richtung Äußere Neustadt in Bewegung. Obwohl die Äußere Neustadt für einen Sonnabendabend relativ leer wirkte, da die meisten sich der Demonstration wohl schon von Anfang an angeschlossen hatten, war die Teilnehmerzahl nach Verlassen des Szeneviertels noch um etwa 100 Teilnehmer gewachsen.

Auf dem Weg in Richtung Altstadt fing die Polizei dann an jeder Kreuzung, von der man die Route in Richtung Endpunkt Bahnhof Neustadt hätte abkürzen können, zu quengeln. Die ganze Sache fing an ihnen zu lange zu dauern, woran sie selbst mit Schuld waren, und zu anstrengend wurde. Auf die in der ersten Reihe laufenden, schon deutliche Ermüdungszeichen zeigenden, Beamten wurde jedoch keine Rücksicht genommen und über die Carolabrücke ging es in Richtung Altstadt zur Synagoge, wo eine Zwischenkundgebung stattfand. Hier wurde in Redebeiträgen, die Freiraumsituation in Dresden und in anderen Städten beschrieben und wieso Kapitalismus unter anderem deswegen ein Problem darstellt. Grüße gingen raus an die am selben Tag stattfindende Freiraumdemonstration in Wittenberg.

Weiter ging es über die Brühlsche Terasse, so dass auch noch einige Touristen und andere Besucher der nächtlichen Festivitäten in der Dresdner Altstadt in den Genuß der Nachttanzdemonstration kamen. Am Theaterplatz wurde vom Hauptlauti noch ein obligatorischer, kurzer Redebeitrag der Antifagruppe „¡No pasarán!“ Dresden zum nächsten 13. Februar vorgelesen, bevor es über die Augustusbrücke zurück in Richtung Bahnhof Neustadt ging. Einige vor der Demonstration laufende Polizisten humpelten die letzten Meter mehr, als dass sie liefen, und boten angekommen auf dem Schlesischen Platz vorm Bahnhof ein Bild der Erschöpfung, während der Punkrocklauti die Stimmung bei den Demonstranten und den zahlreich vorhandenen nächtlichen Bahnhofbesuchern mit Klassikern wie „Straßenkampf“ von den Skeptikern hob. Inzwischen war es schon etwa eine Stunde nach Mitternacht und die Demonstration löste sich dann relativ zügig ohne weitere Vorkommnisse auf.

Im Anschluß wurde von einigen Freiraumaktivisten noch die Hechtstraße 7 wieder besetzt, die dann gegen 5:30 Uhr wieder geräumt wurde. Zwei Aktivisten, die sich mit Rohren an die Wand gekettet hatten, wurden vorrübergehend in Gewahrsam genommen, sind inzwischen aber wieder auf freiem Fuß.

Die Demonstration hat deutlich gezeigt, dass es in Dresden durchaus ein großes Interesse an Freiräumen und alternativem Leben gibt und man nicht gewillt ist, von den Behörden weiter verschaukelt und herumgeschubst zu werden.


Quelle:Indy